Prisma Biologie 5/6
Das Schulbuch Prisma Biologie 5/6 ist 2012 erstmals im Klett-Verlag erschienen. Als differenzierende Ausgabe ist es für die niedersächsische Oberschule ausgelegt und für das Schulfach Biologie geeignet. Zum Schülerband zugehörig ist auch eine CD-ROM. Neben diesen Materialien kann ein Lehrerband mit CD-ROM, ein digitaler Unterrichtsassistent sowie eine Sammlung von differenzierten Arbeitsblättern erworben werden. Diese Zusatzangebote enthalten niveaudifferenzierte Materialien, die die Unterrichtsgestaltung erleichtern. Das Thema Landwirtschaft wird vordergründig im Kapitel „Menschen halten Tiere und sind für sie verantwortlich“ angesprochen.
Lernziele und Kompetenzen
Das Schulbuch unterstützt die Schülerinnen und Schüler[1] beim Wissensaufbau zu landwirtschaftlichen Themen. Der Aufbau des Lehrwerks und seine Struktur entsprechen den curricularen Vorgaben. Die inhaltlichen Schwerpunkte orientieren sich an den Basiskonzepten des Faches Biologie, die sich im Kerncurriculum des Landes Niedersachsen wiederspiegeln. Beispielsweise wird darin gefordert, dass die Schüler Haustiere und Wildformen miteinander vergleichen und daraus Aspekte einer artgerechten Tierhaltung ableiten. Das Schulbuch setzt diese Forderungen auf den drei Doppelseiten um, in denen die Schüler drei bedeutende Nutztiere des Menschen, das Rind, das Pferd und das Huhn kennenlernen. Zusätzlich werden weitere Sonderseiten zur Verfügung gestellt, die zum einen weiterführende Materialien im Sinne einer quantitativen Differenzierung bereitstellen (Extra) aber zum anderen auch Anleitungen zum Experimentieren geben (Werkstatt), neue Methoden einführen (Strategie), Zusammenhänge aufzeigen (Basiskonzepte) oder unbekannte Begriffe erklären (Lexikon).
Analyse
Aufbau der Kapitel
Den Auftakt des Schulbuches bildet der Einband, in dem grundlegende Hinweise zum Umgang mit dem Lehrwerk gegeben werden. Daran schließt sich das Inhaltsverzeichnis an, in dem die sieben Kapitel namentlich aufgeführt werden. Darüber hinaus finden sich Informationen zu den Basiskonzepten sowie zum Anhang. Die Auftaktseiten der jeweiligen Kapitel zeigen große Fotos und erste Anregungen sowie Fragen, die auf den folgenden Seiten beantwortet werden sollen. Weiterhin findet sich ein Web-Code, mit dem zusätzliche Materialien aus dem Internet abgerufen werden können. Die Themen der Kapitel werden oftmals auf Doppelseiten behandelt. Auf diesen Seiten sind unterschiedliche Medien miteinander kombiniert: Texte, Bilder, Tabellen, Schemata sowie die dazugehörigen Aufgaben. In den Aufgaben finden sich Materialverweise, die eine Hilfestellung geben und dem besseren Verständnis der medialen Inhalte dienen sollen. Durch die Länge der Kapitel enthält jedes von ihnen zahlreiche der bereits o. g. Sonderseiten, die in unterschiedlicher Anzahl anzutreffen sind. Die Zusammenfassungen sind immer am Ende des Kapitels zu finden. Darin wird den Schülern die Möglichkeit eingeräumt, das gelernte Wissen zu festigen. Eine individuelle Überprüfung des eigenen Lernzuwachses wird ermöglicht und die Vernetzung der Lerninhalte angestrebt. Den Abschluss des Buches markieren die Seiten zu den Basiskonzepten des Faches Biologie, Musterlösungen, Hilfestellungen zur Bewältigung von Arbeitsaufträgen, ein Stichwortverzeichnis sowie Bildnachweise.
Das Kapitel „Menschen halten Tiere und sind für sie verantwortlich“ beinhaltet zehn Seiten zum Thema Landwirtschaft. Auf den ersten thematischen Seiten wird das Rind als eines der wichtigsten Nutztiere des Menschen vorgestellt. Dabei stehen das Wiederkäuen der Nahrung, die Domestizierung sowie die Produkte des Tieres im Fokus. Es folgt eine „Extra“-Seite zur Rinderhaltung, auf der besonders der Aspekt der artgerechten Tierhaltung thematisiert wird. Auf der „Werkstatt“-Seite werden die Schüler angeleitet, selbst Produkte aus Milch herzustellen. Die Doppelseite zum Pferd stellt den Körperbau dieses wichtigen Nutztieres in den Mittelpunkt. Im Weiteren wird das Haushuhn genauer beleuchtet. Dabei wird besonders auf die Paarung und auf die Entwicklung eines Hühnereis im Eileiter der Tiere eingegangen. Auch die Entwicklungsphasen von Küken werden betrachtet. Im Anschluss daran werden auf einer „Werkstatt“-Seite Hühnereier genauer untersucht sowie auf einer „Extra“-Seite noch einmal ein Blick auf den Tierschutz und die artgerechte Tierhaltung in der Hühnerhaltung geworfen.
In den übrigen Kapiteln sind weitere Seiten mit einer landwirtschaftlichen Schwerpunktsetzung zu finden, die jedoch nur randständig den Fragestellungen der Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse nachgehen. Demnach werden diese Unterkapitel in der folgenden Reflexion nicht betrachtet.
Reflexion
Die Analyse der Seiten des Lehrwerkes zum Thema Landwirtschaft zeigt, dass sie abwechslungsreich und interessant gestaltet sind. Sie sind medial anschaulich und zeichnen sich durch eine Vielzahl an verwendeten Medien aus, die eine individuelle Aneignung der Sachverhalte ermöglichen. Es wird eine hohe Dichte an Informationen geboten, die besonders in dem größeren Anteil der Texte im Verhältnis zu den übrigen Materialien zum Tragen kommt. Die Bilder und die schematischen Darstellungen sind von guter Qualität und bieten so einen einfacheren Zugang zu den Themen. Die Texte sind in kleine Abschnitte gegliedert und heben wichtige Fachbegriffe hervor. In grüner Farbe werden die wichtigen Inhalte noch einmal kurz zusammengefasst. Alle Materialien dienen dem besseren Verständnis der Sachverhalte und befähigen die Schüler zum Lösen der Aufgaben. Die Aufgaben selbst sind differenziert und regen ebenfalls zu einer vertieften Auseinandersetzung mit den Materialien an.
Die Doppelseite zum Rind als wichtiges Nutztier des Menschen zeichnet sich durch eine übersichtliche Gestaltung aus. Viele Schemata und Abbildungen ergänzen die kurzen Textabschnitte, die den Prozess des Wiederkäuens sowie die Domestizierung des Rindes fokussieren. Die folgende Seite befasst sich mit der Haltung von Rindern. Als „Extra“-Seite ist sie als Form der quantitativen Differenzierung angedacht und bietet so Zusatzmaterial für schnelle Schüler an. Darin werden Aspekte der Stall- und Weidehaltung thematisiert sowie die Herkunft der Milch angesprochen. Fotos ergänzen den Text zusätzlich. Die Aussagen, die im Text getroffen werden sind jedoch verkürzt und teilweise veraltet. So wird davon berichtet, dass Anbindeställe nach wie vor und flächendeckend im Einsatz sind, obwohl die meisten modernen Betriebe bereits über Boxenlaufställe verfügen. Außerdem wird festgestellt, dass „die meisten Tiere […] fast das ganze Jahr über im Anbindestall stehen“. Eine wertfreie und sachlich richtige Aneignung des Sachverhaltes ist daher mit diesen Materialien nur eingeschränkt möglich. An diese Seite schließt sich eine „Werkstatt“-Seite an, auf der die Schüler angeleitet werden, Milchprodukte wie Joghurt und Butter selbst herzustellen. Kleine Texte mit den Zutaten und der Versuchsanordnung sowie anschauliche Bilder ergänzen sich gegenseitig.
Die folgende Doppelseite behandelt das Pferd als bedeutendes Last- und Arbeitstier. Neben der Anatomie der Tiere werden besonders die unterschiedlichen Einsatzgebiete (Zug- oder Reittier) sowie die Ernährung und die Gangarten thematisiert. Die Schaubilder und Fotos illustrieren die vom Text gelieferten Informationen. Mithilfe der Aufgaben gelingt ein Vergleich mit der Nahrungsaufnahme des Rindes. Im Folgenden werden das Haushuhn und die Entwicklung vom Ei zum Küken betrachtet. Die Schemata zeigen die Bildung des Hühnereis im Eileiter der Henne sowie den Aufbau des entstandenen Produktes. Der Text beschreibt die Prozesse anschaulich. Die Entwicklung des Kükens im Ei wird ebenfalls realitätsnah dargestellt, sodass die Schüler die Aufgaben unter Berücksichtigung der gegebenen Materialien beantworten können. Es schließt sich erneut eine „Werkstatt“-Seite an, die unterschiedliche Versuche zum Aufbau des Hühnereis vorschlägt. Es wird beispielsweise angeregt, die Kalkschale oder die Hagelschnüre genauer zu untersuchen. Das Kapitel schließt mit einer „Extra“-Seite zur Hühnerhaltung, auf der über die „Legebatterien“ berichtet wird. Außerdem wird mit einem Text gearbeitet, in dem die Situation in diesen Ställen aus der Perspektive einer Legehenne geschildert wird. Die gesamte Darstellung ist ebenfalls sehr verkürzt und in Teilen falsch. Zudem führt sie dazu, dass sich die Schüler selbst mit dem Tier identifizieren. Das Material bietet somit keine Grundlage für eine wertfreie Aneignung des Sachverhaltes.
Alles in allem ist die Gestaltung und die Vielfältigkeit der angebotenen Materialien positiv zu beurteilen. Die handlungsorientieren „Werkstatt“-Seiten, die kleine Versuche erlauben und fächerübergreifend angelegt sind, sind besonders gelungen und ermöglichen auch einen Einsatz in inklusiven Lerngruppen. Wünschenswert wären an einigen Stellen eine bessere Bildauswahl sowie eine altersadäquatere Darstellung der Inhalte. Ein stärkerer Bezug zum regionalen außerschulischen Lernen wäre darüber hinaus empfehlenswert, um einen realistischen Einblick in die angeführten Themen zu geben und die angestrebte Bewertungskompetenz ausbilden zu können.
[1] Im Folgenden wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Form verwendet.
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