Hühner - Bunte Reihe, Heft 2
Das Heft „Hühner“ aus der Bunten Reihe ist 2017 erstmalig in der Schriftenreihe zur Mensch-Tier-Beziehung erschienen. Als Bestandteil der Bunten Reihe macht es sich zum Ziel, auf unterhaltsame Weise Wissenswertes zum Thema Huhn zu vermitteln, kreative Anregungen für Hobbyhalter und jene geben, die im pädagogischen, sozialen und therapeutischen Rahmen das Huhn und Themen rund um Hühner einsetzen möchten. Es bietet daher interessante Zugänge für Erzieher:innen, Lehrkräfte und pädagogisches Personal an Kindertagesstätten, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen, die sich mit der Thematik auseinandersetzen möchten. Neben dem Heft zum Huhn bietet die Bunte Reihe weitere Hefte an, die sich mit anderen Tierarten, ihrer Haltung, ihrem Umgang, didaktisch-methodischen Impulsen und tiergestützter Intervention auseinandersetzen.
Lernziele und Kompetenzen
Mit der Umsetzung der Ideen aus dem Heft haben die Lernenden die Möglichkeit vielfältige Fähigkeiten und Fertigkeiten rund um das Thema Hühner zu erwerben. Diese finden sich auch in den Lehrplänen der Bundesländer wieder. So findet sich in den meisten Curricula für das Fach Sachunterricht wieder, dass die Schüler:innen am Ende der Schuleingangsphase (Klasse 2) dazu in der Lage sein sollen, den Körperbau und die zentralen Merkmale von Haustieren zu beschreiben (vgl. Lehrplan Sachunterricht Nordrhein-Westfalen). Auch die Erkundung eines außerschulischen Lernortes ist in diesem Kontext vorgesehen. Das vorliegende Heft bietet dazu mehrere Seiten an, auf denen die charakteristischen Wesenszüge von Hühnern und ihre Körpermerkmale mithilfe von Bildern illustriert und in kleinen Texten erläutert werden. Hinzu kommen Bilder und Erläuterungen zum Gehege und Stall der Tiere. Auch für Erkundungen hält das Heft einige Seiten bereit, die spezifisch das richtige (Fest‑) Halten von Hühnern thematisieren und weitere Tipps zum Besuch im Hühnergehege geben. Andere Zugänge wie beispielsweise das Mitbringen der Tiere in die entsprechende Einrichtung werden ebenfalls dargelegt. Durch Fotos und gezielte Impulsfragen können die Kinder viel mitnehmen.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet die tiergestützte Intervention. Hierbei kommt zur Sprache, inwieweit und in welchem Umfang Hühner zur Begegnung mit jungen und alten Menschen (insbesondere mit Demenz) genutzt werden können.
Aufbau und Analyse des Heftes
Das Heft verfügt über einen klassischen gehefteten Einband, der etwas fester kartoniert ist als die übrigen Seiten. Die erste Seite beinhaltet eine Würdigung des Huhnes als Haustier des Jahres 2016 und eine Kurzzusammenfassung des Heftinhaltes. Zudem findet sich ein Impressum mit dem Dank der Autorin. Es folgt das Inhaltsverzeichnis. Dort werden die zentralen Aspekte benannt, die im Heft aufgegriffen werden. Die Seiten des Werkes sind gespickt mit umfangreichem Text- und Bildmaterial, in dem Einblicke in die Arbeit mit Hühnern gegeben werden.
Das Heft verfolgt keine Kapitelstruktur, sondern vielmehr eine thematische Aufreihung, die jedoch einer gewissen Struktur folgt: Zunächst werden allgemeine Informationen zum Huhn und seinem Tagesablauf, dem Aufbau seines Geheges und des Stalles gegeben. Im Anschluss thematisiert das Heft, welche spezifischen Anforderungen die unterschiedlichen Hühnerrassen haben und wie Einzeltiere in die Hühnerschar eingewöhnt werden sollten. Daran schließen sich die Ausführungen zur tiergestützten Intervention an. Dabei wird zwischen verschiedenen Altersgruppen – insbesondere Kleinkindern, Grundschulkindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen – unterschieden. Auch der Einsatz bei Menschen mit Behinderung wird dargestellt. Im Weiteren werden Zugänge aus anderen Disziplinen gesucht: So werden Predigten zum Tier, Hühnerlieder und Mitmach-Geschichten vorgestellt. Ein Gespräch mit einem Grundschullehrer bietet abschließend den Aufhänger für die Auseinandersetzung mit den Tieren in der Schule. Dabei werden inner- und außerschulische Lernsettings berücksichtigt, wenngleich der Gang in die freie Umgebung bevorzugt wird. Auch Arbeitsblätter und Kopiervorlagen werden gestellt, bevor das Heft mit den Quellen- und Bildnachweisen schließt.
Reflexion Insgesamt ist das Heft abwechslungsreich und interessant gestaltet. Zudem ist die Bebilderung ansprechen und qualitativ hochwertig sowie der Informationsgehalt der Texte und Materialien hoch. Das Layout ist übersichtlich, jedoch bezüglich seiner Einheitlichkeit optimierungsbedürftig. Auch die inhaltliche Struktur offenbart einige Schwächen, die durch weitere Zusammenfassungen behoben werden können. Es werden unterschiedliche Altersgruppen und Schwerpunkte bedient, die einen Einsatz in verschiedenen Settings ermöglichen.
Das Textmaterial ist sehr umfangreich, informativ und hält vielfältige Aussagen über das Thema Huhn bereit. Grundlegende Erklärungen zu Rassen, Haltungsaspekten und Eiern dürften vor allem für Lehrkräfte im Regelunterricht von besonderem Interesse sein. Mithilfe der vorgeschalteten Fragen, der plakativen Beschreibungen und einfachen Formulierungen lassen sich die Texte gut lesen und bei Bedarf für Schüler:innen umformulieren. Auch zum Vorlesen in jüngeren Lerngruppen eignen sich die Texte in didaktisch reduzierter Form. Die ansprechenden und qualitativ hochwertigen Fotos und Bebilderungen können im Unterricht visualisiert werden und illustrieren das Gelesene zusätzlich. Ferner bietet sich auf der Grundlage des Materials an, ein Projekt zu konzipieren, das als Projekttag, Projektwoche oder als längeres Unterrichtsprojekt, als nachmittägliche Arbeitsgemeinschaft oder im Rahmen des Ganztagsunterrichts umgesetzt werden kann. Durch die einzelnen Bausteine können individuelle Schwerpunkte gesetzt und nach den curricularen Vorgaben sowie den individuellen Interessen der Lerngruppe angepasst werden.
Zudem beinhaltet das Heft Informationen über die Kommunikation zwischen Mensch und Tier sowie zu Gelegenheiten der Begegnung mit Hühnern. Diese sind für außerschulische Bildungsträger interessant und liefern Umsetzungsideen für die pädagogischen Mitarbeiter:innen. Besonders die im Heft vorgestellte tiergestützte Intervention in der Kleinkinder-Gruppe und das Hühnertraining sind gelungene Beispiele, die sich gut in der Praxis umsetzen lassen. Vor allem die erstgenannte, tiergestützte Intervention erhält mit Blick auf die zunehmende Heterogenität und Diversität unserer Gesellschaft sowie dem Umgang mit verschiedenen Förderbedarfen an Bildungseinrichtungen wachsendes Interesse. Die Erläuterungen auf diesen Seiten insbesondere zur tiergestützten Förderung für mehrfach behinderte Erwachsene sind zielführend formuliert und unterstützen die Bildungsbeauftragten bei der Konzeption solcher Angebote.
Erwähnenswert ist der letzte Teil des Heftes, der sich mithilfe von Predigten, Versuchen, Mitmachgeschichten, Liedern und anderen Spielen als Zugang zum Thema Huhn als Lerninhalt befasst. Diese Zugänge eignen sich für unterschiedliche Lerngruppen: während die Mitmachgeschichte, die Lieder und Spiele sich eher an jüngere Lernende richten, sind Predigten und die Versuche mit Hühnerfutter und Hühnereiern eher für Lernende der Sekundarstufe I gedacht. Inwieweit sie jedoch nutzbar gemacht werden können und einen echten Beitrag zum Lernen mit den Tieren zeigen, kann aufgrund mangelnder persönlicher Erfahrung nicht abschließend beurteilt werden.
Abschließend kann gesagt werden, dass sich das Heft sehr gut für Lehrkräfte und pädagogische Mitarbeiter:innen sowie außerschulische Bildungsträger eignet, die in die Arbeit mit Hühnern einsteigen wollen. Im Heft werden umfassende und exzellent recherchierte Berichte und Informationen „aus erster Hand“ angeboten, die sich gut in formellen wie informellen Settings anwenden lassen. Wünschenswert für eine engere unterrichtliche Einbettung wäre eine stärkere Rückbindung an die Lehrpläne der Bundesländer, damit dieses leichter gelingt. Dem Booklet gelingt es hervorragend einzulösen, was es verspricht, auf unterhaltsame Weise, Wissenswertes über Hühner sowie kreative Anregungen zum Einsatz dieser Tiere im pädagogischen, sozialen und therapeutischen Rahmen aufzuzeigen.
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