Terra Aktionsraum Erde – Landschafts- und Nutzungszonen im Wandel
Der Themenband „Terra Aktionsraum Erde – Landschafts- und Nutzungszonen im Wandel“ erschien 2017 in der ersten Auflage beim Klett-Verlag. Es kann in den Klassen 10 bis 13 der gymnasialen Oberstufe eingesetzt werden. Zu diesem Lehrwerk ist ein Lehrerband und ein digitaler Unterrichtsassistent erhältlich, der weitere Materialien wie eine DVD-ROM und einen Online-Schlüssel enthält, mit dem die Inhalte auf digitale Endgeräte übertragen werden können. Somit ist eine Nutzung auf Smart Board und Tablet möglich. Im Kapitel vier „Aktionsraum Tiefland“ wird das Thema „Landwirtschaft“ auf vielfältige Weise und in unterschiedlichen Kontexten betrachtet.
Lernziele und Kompetenzen
Die Inhaltsfelder, Arbeitsbegriffe und Orientierungsraster der unterschiedlichsten Lehrpläne der Bundesländer werden auf den Seiten des Lehrwerkes realisiert. So wird beispielsweise im Niedersächsischen Kerncurriculum für die gymnasiale Oberstufe gefordert, dass die Schülerinnen und Schüler[1] Auswirkungen des Strukturwandels in der Landwirtschaft in verschiedenen Räumen benennen und erklären können. Diese Forderung setzt der Themenband auf den Seiten „Fallbeispiel Indien: das Grüne-Revolution-Syndrom“ um. Darin werden die Schüler beispielsweise dazu aufgefordert ein Wirkungsgefüge zu konstruieren, um die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen geographischen Sphären darzustellen. Auch der Anspruch, dass die Schüler regionale und globale wirtschaftsräumliche Verflechtungen in der Landwirtschaft kennenlernen, wird auf den Seiten „Von der traditionellen Landwirtschaft zum Agrobusiness“ thematisiert und im Kapitel „Intensivlandwirtschaft im subtropischen Kalifornien – zwischen ökonomischen Interessen und ökologischen Grenzen“ vertieft betrachtet. Des Weiteren finden sich im Lehrwerk Methodendoppelseiten, auf denen die Schüler fachspezifische Arbeitsweisen wie beispielsweise das Auswerten von Klimadiagrammen wiederholen und üben können.
Analyse
Aufbau der Kapitel
Das Buch gliedert sich in sechs thematische Oberkapitel, die sich in weitere Unterkapitel ausdifferenzieren. Dem Titel entsprechend, behandelt jedes einen anderen Aktionsraum und beleuchtet diesen aus verschiedenen Perspektiven. Der Einstieg in jedes neue Kapitel wird mit Hilfe von Einstiegsseiten realisiert, die großformatige Fotos und kleine Texte anbieten und so einen ersten Einblick gewähren. Auch die jeweiligen Fallbeispiele, an denen im weiteren Verlauf der Behandlung der Thematik gearbeitet werden kann, sind ersichtlich. Es folgen die Themendoppelseiten, die mit vielfältigen Materialien gespickt sind: Bilder/Fotos, Tabellen, Kartenausschnitte, Grafiken, Texte sowie die dazugehörigen Aufgaben.
Neben den thematischen Seiten sind auch Methodenseiten (Terra-Methode) und Seiten zur Kompetenzüberprüfung (Terra-Kompetenz) zu finden. Letztgenannte dienen zur Vernetzung sowie zur Überprüfung des Gelernten und ermöglichen eine individuelle Auseinandersetzung mit den Inhalten. Als Einführung in das Lehrwerk gibt es auf der ersten Seite eine umfangreiche Erklärung der Farben und Symbole. Der Einband zeigt eine Karte, auf der die Regionen zu sehen sind, die in diesem Lehrwerk behandelt werden. Es folgen das Impressum und Inhaltsverzeichnis. Im Arbeitsanhang (Kapitel 7) finden sich hilfreiche Tipps zur Klausurvorbereitung, schülergerechte Literaturhinweise, ein Glossar, Sachregister, Bildnachweise sowie eine Liste der Anforderungsbereiche und Operatoren im Fach Geographie.
Das Oberkapitel „Aktionsraum Tiefland“ beinhaltet drei Unterkapitel, die sich mit „Beispielen unangepasster Nutzung“, mit „Nutzungen im Widerstreit“ und mit „Handlungsmöglichkeiten für eine nachhaltige Nutzung“ auseinandersetzen. Im ersten der drei Kapitel werden die Probleme einer nichtnachhaltigen und unangepassten Nutzung (Syndromkonzept) mit Fallbeispielen erarbeitet. Der Fokus wird dabei auf die Landwirtschaft und deren angegliederte Wirtschaftszweige wie Forstwirtschaft etc. gelegt. Das zweite Kapitel setzt sich mit unterschiedlichen Großprojekten wie Flussbegradigungen in Tiefländern und deren Folgen für die Landschaft auseinander. Im letzten Kapitel, das den Nachhaltigkeitsaspekt fokussiert, wird der Umgang mit den Folgelandschaften einer unangepassten Nutzung thematisiert.
Reflexion
Die Analyse der Seiten des Themenbandes zum Thema „Landwirtschaft“ hat gezeigt, dass sie durch eine medial ansprechende und abwechslungsreiche Gestaltung gekennzeichnet sind. Sie bieten eine hohe Informationsdichte an und stellen die Inhalte fachlich und sprachlich auf einem altersangemessenen Niveau dar. Die Texte besitzen unterschiedliche Formate und ermöglichen auf diese Weise individuelle Zugänge zu den einzelnen Thematiken. Durch die vielen authentischen Bilder und Fotos werden die verschiedenen Problemstellungen zusätzlich veranschaulicht und unterstützen die Schüler beim Verstehen der Sachverhalte. Auch die Schaubilder weisen eine gute Qualität auf, sodass sie ebenfalls zu einem besseren Verständnis der landwirtschaftlichen Inhalte beitragen. Die Materialien ermöglichen es, die Aufgaben zu lösen. Die Aufgaben selbst besitzen verschiedene Anforderungsniveaus, lassen sich jedoch vornehmlich dem Anforderungsbereich III zuordnen (Transfer). Sie regen so zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit den Sachverhalten an. Insgesamt gelingt es, durch die vielfältige Kombination der Materialien den Schülern einen umfangreichen Einblick in die Problemstellungen der Landwirtschaft in den Tiefländern der Erde zu geben.
Die Seiten des Kapitels geben einen Einblick in den Aktionsraum Tiefland. Ihre Vielfalt, ihre naturräumliche Ausstattung sowie ihre Nutzung durch den Menschen werden beschrieben. Die Fotos zeigen ausgewählte Tiefländer der Erde und ermöglichen eine Zuordnung zu den einzelnen Kontinenten. Auf diese Weise werden sowohl ein Überblick über bedeutende Tiefländer der Erde gegeben als auch ihre Alleinstellungsmerkmale hervorgehoben. Die Aufgaben regen dazu an, sich mit einem selbstgewählten Beispiel genauer auseinanderzusetzen, sodass auf der Grundlage der Materialien der Seite die konkrete Nutzung und die damit einhergehenden Problemstellungen abgeleitet werden können.
Das folgende Kapitel behandelt konkret Beispiele unangepasster Nutzung von Tiefländern. Der Syndrom-Ansatz des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung (WBGU) wird vorgestellt und besonderer Fokus auf den Untersuchungsraum der Tiefländer gelegt. Beginnend mit dem Grüne-Revolution-Syndrom, das am Beispiel Indiens dargelegt wird, gelingt mit Hilfe von kleinen Texten, Interviews und Bildern eine umfangreiche und mehrperspektivische Annäherung an die Thematik. Das Zusammenwirken der einzelnen Faktoren, die die ökologischen, sozialen und ökonomischen Probleme verursachen, wird anhand eines Wirkungsgefüges aufgezeigt. So wird die Komplexität des Sachverhalts aufgebrochen und den Schülern eine Möglichkeit aufgezeigt, diese schwer zugänglichen Themen in ihrer Vielfalt zu durchdringen. Es folgen die Seiten zum Raubbau-Syndrom, das am Beispiel des tropischen Regenwalds im Kongo bearbeitet werden soll. Hierbei wird mit thematischen Karten, Strukturdaten, Texten, Fotos und schematischen Darstellungen gearbeitet. Mit den vielfältigen Materialien lassen sich die unterschiedlichen Problemstellungen der Region herausarbeiten. Besonders die Schaubilder sind von guter Qualität und ermöglichen einen Brückenschlag zum Fach Biologie. Auch hier erfolgt eine mehrperspektivische Herangehensweise, die zu einem umfassenden Durchdringen der Sachverhalte beiträgt. Die Aufgaben unterstützen den Wissensaufbau und dienen der Vernetzung des Gelernten. Gleiches trifft auf die Seiten zum Sahel-Syndrom zu, die am Fallbeispiel der Sahelzone die Wüstenbildung (Desertifikation) thematisieren. Die unterschiedlich kombinierten Medien zeigen die Probleme der Region in ihrer Vielfalt auf. So werden Beispiele aus verschiedenen Regionen des Untersuchungsgebietes gegeben, um eine anschauliche Darstellung der Sachverhalte zu gewährleisten. Im Vergleich zu den vorangegangenen Seiten werden hier erstmals Lösungsansätze und Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung der Wüste behandelt, die es in den Aufgaben zu bewerten gilt. Die anderen Aufgabenstellungen besitzen ebenfalls einen Handlungscharakter und animieren beispielsweise zur vertiefenden Auseinandersetzung mit einem betroffenen Staat, dessen aktuelle Lage und Probleme in einem Referat präsentiert werden können. Ähnlich gestaltet sind auch die Materialien auf den Seiten, die sich mit zwei Regionen befassen, die besonders von Wasserknappheit und den Folgen von Bewässerungslandwirtschaft betroffen sind. Die intensive Landwirtschaft im kalifornischen Längstal, die stark vom Bewässerungsfeldbau abhängig ist, wird mit anschaulichen Bildern, Texten, Interviewausschnitten, Tabellen und Grafiken beschrieben. Auf diese Weise erlangen die Schüler einen Einblick in die unterschiedlichen Bewässerungsmethoden und den ökologischen Folgen dieser Art der Landwirtschaft („industrial farming“). Darauf aufbauend wird das Aralsee-Syndrom thematisiert. Aus historischer Perspektive angenähert, werden die Folgen und Probleme der intensiven Wasserentnahme aus dem See erarbeitet. Besonders die Bodenversalzung und die Bildung von Salzwüsten werden behandelt, sodass Zusammenhänge zwischen den beiden Regionen hergestellt und Prognosen über zukünftige Entwicklungen abgegeben werden können.
Im zweiten Kapitel werden verschiedene Nutzungen von Tiefländern dargestellt. Ein thematischer Schwerpunkt liegt auf Staudammprojekten in Indien, wo aufgrund der Grünen Revolution große Mengen Wasser benötigt werden. Die Materialien der Seiten stellen zunächst die naturräumliche Ausstattung Indiens mit thematischen Karten und Texten dar und zeigen Grafiken, aus denen die ökonomische und soziale Entwicklung zu entnehmen ist. Im Weiteren werden mit Bildern und Interviewausschnitten die aktuellen Pläne zur Sicherstellung der Wasserversorgung thematisiert. Auf diese Weise wird ein umfangreicher Einblick in die Projekte gegeben. Die Aufgaben regen dazu an, die beiden Projekte zu beurteilen und zu bewerten. Die folgenden Seiten setzen sich mit dem Prozess von der traditionellen Landwirtschaft zum Agrobusiness auseinander. In Abgrenzung zur industriellen Revolution wird der Begriff der Agrarrevolution eingeführt, der in unterschiedliche Stufen gegliedert wird. Mit Hilfe der Texte und Bilder werden die einzelnen Phasen veranschaulicht. An zwei Beispielen, dem Greenport Westland-Oostland zwischen Den Haag und Rotterdam sowie dem Agrobusiness in Brasilien, wird die zunehmende Industrialisierung der Agrarbranche dargelegt. Dabei wird besonders auf die wirtschaftlichen Aspekte des Wachstums eingegangen, aber auch die Nachhaltigkeit und das „vertical farming“ als neue Form der landwirtschaftlichen Produktion thematisiert. Die vielen Bilder, Texte und Grafiken unterstützen den Wissensaufbau, die Aufgaben dienen der Vernetzung und dem gemeinsamen Austausch über die Inhalte.
Das dritte Kapitel fokussiert die Handlungsmöglichkeiten einer nachhaltigen Nutzung von Tiefländern und stellt wichtige Herausforderungen an die Landwirtschaft der Zukunft zusammen. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei erneut die nachhaltige Entwicklung in der Landwirtschaft, aber auch Digitalisierung und weitere Mechanisierung werden angesprochen. Die Materialien sind vielfältig: Texte, Karikaturen, Bilder und Berichte sind die Grundlage für die Beantwortung der Aufgaben, ermöglichen eine weitere Vertiefung und regen zu Erkundungen in landwirtschaftliche Betriebe an, um die Umsetzung dieser Strukturen vor Ort zu beobachten.
Abschließend ist zu sagen, dass es dem Themenband durch seine vielfältigen Materialien gelingt, die komplexen Sachverhalte für die Schüler zugänglich zu machen. Die altersgemäße und den Anforderungen der gymnasialen Oberstufe entsprechende Darstellung der Inhalte sowie das problemorientierte Vorgehen sind ebenfalls positiv zu beurteilen. Außerdem besitzen die Aufgaben einen Handlungscharakter und regen zur weiteren Auseinandersetzung mit den Inhalten an. Wünschenswert wäre ein stärkerer Bezug zum Regionalen Lernen, bei dem die im Lehrwerk betrachteten Aspekte unter regionalen Gesichtspunkten noch weiter vertieft werden könnten.
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Aktionsraum Tiefland