Dr. Juliane Rumpf, Vorstandsvorsitzende der Agrarsozialen Gesellschaft e.V.
Die Ergebnisse der Umfrage überraschen mich nicht. Sie zeigen, wie sehr die Menschen die Arbeit der in der Landwirtschaft Tätigen wertschätzen und zwar insbesondere in Krisenzeiten, wie wir sie gerade mit der Corona-Pandemie erleben. Die Systemrelevanz der Landwirtschaft rückt in den Fokus. Es wird den Menschen klar, wie wichtig und wertvoll Landwirtschaft in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft, in ihrer Region für die tägliche Versorgung mit Nahrungsmitteln ist. Dieses äußert sich zurzeit auch mit einem erfreulichen Absatzzuwachs der Betriebe mit Direktvermarktung.
Daneben zeigt die Umfrage erwartungsgemäß auch den großen Umfang gesellschaftlicher Leistungen, die die Bevölkerung von der Landwirtschaft erwartet. Hier tut sich jedoch eine Kluft auf. Die Landwirte und Landwirtinnen müssen ihre Familien von ihrer Arbeit ernähren können. Daher ist es unabdingbar, dass diesen gesellschaftlichen Forderungen entsprechende Entlohnungsansätze gegenüberstehen. Hier erwarte ich mehr moderne, richtungsweisende Politik für die neue EU-Förderperiode. Mit einer stärkeren Betonung der zweiten Säule bei den Umwelt- und Klimaschutzprogrammen sowie einer Förderung von Maßnahmen zur Erhöhung der Tierwohlstandards könnten dieser gesellschaftliche Konflikt und zugleich die dringend erforderlichen Aufgabenstellungen im Umwelt- und Klimaschutz – endlich – gelöst werden. Denn die Landwirtschaft der Zukunft wird aus meiner Sicht so aussehen, dass wir auf den natürlichen Gunststandorten weiterhin intensiv Landwirtschaft betreiben und Nahrungsmittel in guter Qualität sowie Grundstoffe für erneuerbare Energien erzeugen. Dabei werden die Auflagen zum Schutz von Natur, Umwelt und Klima stetig steigen.
Daneben sehe ich die Landwirtschaft immer stärker im Dienst der Gesellschaft, indem sie Sonderleistungen für den Arten-, Boden-, Gewässer-, Klima- und Tierschutz erbringt. Diese Leistungen müssen künftig nicht nur mit dem Ausgleich entgangenen Nutzens und höherer Kosten (wie heute), sondern endlich auch mit einer angemessenen Einkommenskomponente bedacht werden. Nur dann sind die Programme attraktiv für die Landwirtschaft, nur dann erhöhen sie die Chancen von Landwirtinnen und Landwirten auf kleineren Betrieben und solchen mit ungünstigeren Produktionsbedingungen. Auch das ist eine breit getragene politische Zielsetzung. Die gesellschaftliche Kluft zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft könnte sich schließen. Eigentlich eine einfach zu lösende Aufgabe für alle politisch Verantwortlichen!