Entdecke das Land - Die kleine Landfibel
Bei dem Werk „Entdecke das Land – Die kleine Landfibel“ handelt es sich um ein kleines Heft, dass vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) 2018 erstmalig herausgegeben wurde. Es ist Bestandteil einer Reihe, die unterschiedliche Zugänge rund um das Thema Ernährung, Land- und Hauswirtschaft liefert und kompakte Informationen zu Tieren, Pflanzen und Nahrungsmitteln anbietet. Als Zielgruppen lassen sich allgemein Kinder und Eltern, somit aber auch Schulklassen, Arbeitsgemeinschaften und andere Lerngruppen ausmachen, welche die Arbeit mit Kindern bis 12 Jahren akzentuieren. Auch für die Schulbibliothek oder den eigenen Bestand zu Hause wird es empfohlen. Es kann kostenlos auf der Webseite des BMEL abgerufen werden, so ist ebenfalls eine digitale Nutzung möglich. Wird eine analoge Anwendung in den Blick genommen, so kann es dort kostenlos in Klassensatzstärke bestellt werden. Das Thema Landwirtschaft bestimmt den Inhalt des Werkes maßgeblich, grundlegende Nutztiere- und Nutzpflanzen sowie ihre landwirtschaftliche Produktion in Deutschland werden vorgestellt.
Lernziele und Kompetenzen
Lehrplan- und Curricula-Analysen im deutschsprachigen Raum haben gezeigt, dass die Landwirtschaft darin so präsent ist wie kein anderes (Wirtschafts-)Thema (vgl. Hertema 2019). So haben Schüler:innen die Möglichkeit, vielfältige Kompetenzen zu erwerben, die von den Lehrplänen gefordert werden. Das Fach Sachunterricht sieht bereits am Ende der Schuleingangsphase vor, dass die Lernenden in der Lage sind, den Körperbau und die Lebensbedingungen von Tieren zu erkunden und zu dokumentieren. Ferner sollen sie typische Tiere und Pflanzen aus ihrem Lebensraum benennen und beobachten können. Das Werk setzt diese Forderungen in Gänze um, da es verschiedene heimische Tiere und Pflanzen abbildet und ihre spezifischen Eigenschaften herausstellt. Dazu wird der lateinische Name genannt. In der weiterführenden Schule, häufig in der Klassenstufe 5/6 erfolgt eine weitere Ausdifferenzierung dieses Grundschulwissens. Die Schülerinnen und Schüler sollten dann in der Lage sein, verschiedene Lebewesen in ihren Lebensräumen zu erkennen und sie anhand ihres Körperbaus und ihrer spezifischen Eigenschaften zu identifizieren. Hierbei kann das vorliegende Werk unterstützend dienen, in dem es Bilder und kurze Informationen bereithält. Für den Einsatz in anderen außerunterrichtlichen Lernsettings kann das Buch ebenfalls eingesetzt werden. Forscherwerkstätten oder nachmittägliche Ganztagsangebote, die sich der entsprechenden Thematik zuwenden, bieten hier gute Möglichkeiten, das Nachschlagen oder Recherchieren von weiterführenden Informationen zu üben. Insbesondere die Grundschule stellt hier ein passendes Einsatzfeld dar.
Aufbau und Analyse der Kapitel
Das Werk liegt in gebundener, verleimter Fassung im kartonierten Einband (A6-Format) vor. Es steigt mit einem kurzen Vorwort von Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner ein, worauf das Inhaltsverzeichnis folgt. Zunächst thematisiert das Heft Getreide, bevor es Nutztiere, Futter- und Energiepflanzen, Wiesenkräuter und -tiere, Gemüse- und Obstsorten sowie Wein- und Hopfenkulturen erläutert. Abschließend werden die landtechnischen Geräte angesprochen sowie über einen Überblick wesentliche Kennzahlen zur Landwirtschaft in Deutschland abgebildet. Auf der Rückseite des Einbands findet sich das Impressum.
Insgesamt ist farblich alles in einem grün-orangenen Farbschema gehalten. Es wird mit Einstiegsdoppelseiten gearbeitet, die ein großformatiges Foto und einen kleinen Einstiegstext zum jeweiligen Schwerpunkt anbieten. Innerhalb der Kapitel werden die verschiedenen Pflanzen, Tiere und Maschinen vorgestellt. In Form von kleinen Steckbriefen, Bildern, realitätsnahen Illustrationen und ergänzenden Texten werden die Seiten aufbereitet. Bedeutende Arten werden besonders akzentuiert, indem ihnen eine ganze Doppelseite gewidmet ist. Zumeist wird die Art dann auf einer Seite in der bekannten Steckbriefform vorgestellt, während die andere Seite zusätzliche Informationen bereithält. Dabei geht es häufig um die Herstellungs- und Erzeugungsprozesse, besondere Anbau- und Haltungsbedingungen oder Nachhaltigkeits- oder Produktivitätsaspekte.
Reflexion
Insgesamt lässt sich sagen, dass das Buch ein einheitliches, anschauliches und zielgruppenadäquates Layout aufweist. Das kleine „Handtaschenformat“ ist ansprechend und überfordert die jungen Lernenden nicht, da es schnell und leicht transportiert werden kann. Positiv zu erwähnen ist ferner, dass es kostenlos zu erwerben ist. So können Schulen Klassensätze leicht und unkompliziert anfordern. Sie können im Klassenzimmer deponiert werden und bei Bedarf, zum Beispiel bei der Erkundung eines landwirtschaftlichen Betriebes, einer Weide, einer Streuobstwiese oder eines Ackers mitgenommen werden. Auch für kleinere Unterrichtsgänge, die im Rahmen einer Stunde umgesetzt werden, ist eine Einbindung hervorragend möglich.
Die Texte des Buches sind in die diskontinuierlichen Texte der Steckbriefe und die kontinuierlichen Texte der Erläuterungen auf den Doppelseiten zu unterscheiden. Erstgenannte sind kurz, stichwortartig und enthalten wesentliche Informationen über Sorten, Arten, Bestände usw. Auch die lateinischen Namen werden genannt. Es gibt konkrete Vorgaben für die Steckbriefe zu den Tieren, den Pflanzen und den Maschinen. Trotz dieser Vielfalt ist es sehr übersichtlich und anregend. Die kontinuierlichen Texte heben besondere Charakteristika der Nutztiere- und -pflanzen hervor. So wird beispielsweise der Begriff „artgerecht“ im Kontext der Rinderhaltung thematisiert, bei den Schweinerassen der Konsum von Fleisch und der Tierschutz angesprochen und bei den Hühnern die Codierung der Eier oder der Einsatz von Antibiotika bei der Haltung beleuchtet. Bei den Nutzpflanzen werden die Sortenvielfalt, Ökobilanzen oder die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln fokussiert. So stehen je nach Themenstellung verschiedene aktuelle Frage- und Problemstellungen zur Diskussion. Entwicklungen wie der Strukturwandel oder die Zunahme des Fleischkonsums werden dargestellt. Eine kritisch-reflexive Betrachtung erfolgt jedoch nicht. Nachteilig zu bewerten ist für eine Nutzung im Unterricht ferner, dass die ausgewiesene Zielgruppe nur bedingt fähig ist, diese Texte zu lesen, zu verstehen und zu reflektieren. Wünschenswert wäre eine schülergerechtere und altersadäquatere Darlegung der Sachverhalte. Im Unterricht können Lehrkräfte diese kleinen Texte zu gegebenem Anlass gemeinsam lesen lassen oder herauslösen und in didaktisch reduzierter Form einbringen.
Besonders hervorgehoben werden soll nochmal das Steckbrief-Format, mit dem die Lernenden aus ihrer Lebenswelt abgeholt werden. Auch die Bebilderung, die mehrheitlich über Illustrationen erfolgt, entspricht einer altersadäquaten Darstellung. Ergänzt werden sie durch Fotografien, die die jeweiligen Elemente in der Realität abbilden. Für Schüler:innen der gesetzten Zielgruppe sind sie motivierend. Dennoch besteht durch diese Form der Bebilderung die Gefahr, dass die Lernenden das jeweilige Element nicht erkennen, insbesondere bei den Pflanzen. Teilweise wirken die Zeichnungen auch etwas zu idyllisch. Durch die Herauslösung der Bilder aus dem jeweiligen Kontext besteht zudem das Risiko, dass die Lernenden ihre Beobachtungen nicht sofort zuordnen können. Die Nutzung dieses „Minilexikons“ muss daher erst im Unterricht unter Anleitung geübt werden.
Insgesamt lässt sich jedoch feststellen, dass der persönliche Lebensweltbezug kaum Beachtung findet und keine kritisch-reflexive Perspektive eingenommen wird. Zudem fehlen Impulse für das außerschulische und forschende Lernen, die gut in diesem Zusammenhang umgesetzt werden könnten. Im Vorwort wird zwar vom „Besuch auf Bauernhöfen“ gesprochen, kommt im Weiteren jedoch nicht zum Tragen. Kleine Hinweise zu einfachen handlungsorientierten Beiträgen, die gut in das Büchlein zu integrieren wären, wie zum Beispiel „Butter schütteln“ oder „Kräuter und Gräser auf der Wiese sammeln“, könnten hier wichtige Impulse in diese Richtung setzen. Auch das Ansprechen aller Sinne, was im Rahmen z. B. einer Verkostung eines Löwenzahnsalates oder durch Hören von Tiergeräuschen umgesetzt werden könnte, könnten gut in diesem Rahmen platziert werden. Nicht zuletzt kann ein persönlicher Bezug zur Lebenswelt der Schüler:innen über gezielte Leitfragen der Lehrkraft umgesetzt werden: Kennt ihr einen Bauernhof in der Umgebung oder bei Freunden? Wer hat schon einmal eine Kuh gestreichelt? Ein regionaler Bezug könnte auch durch Fragestellungen zur Nachhaltigkeit im Sinne einer BNE realisiert werden, wie beispielsweise über Müllsammelaktionen auf Feldern, kaufen und probieren von regionalem/saisonalen Obst oder der gemeinsame Besuch auf einer Streuobstwiese.
Abschließend lässt sich sagen, dass sich das Buch gut für den Einsatz in den selbst skizzierten Zielgruppen eignet. Kinder können viel Neues lernen und sich selbst über die landwirtschaftlichen Tiere, Pflanzen und Maschinen informieren. Dabei ist das Buch nicht nur eine gute Anschaffung für Schulen, sondern auch für interessierte Familien, die ihren Kindern diese Themen anschaulich näherbringen möchten. Etwas kritischer zu betrachten sind die längeren Texte auf den Doppelseiten, die aufgrund ihrer Länge und der Komplexität der bedienten Themen durch die Lehrkraft didaktisch reduziert werden sollten. Elemente, die die Handlungsebene bedienen und zum forschenden Lernen anregen wären ebenfalls bereichernd. Als „Minilexikon“ eingebettet in einem entsprechenden Setting bietet es jedoch gute Einsatzmöglichkeiten im inner- und außerschulischen Lernen rund um landwirtschaftliche Themen.
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